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Böhmen Bauern Barock.
Barock-Musik auf den Spuren
der Tanz- und Volksmusik
des 17. und 18. Jahrhunderts.
28. November 2019
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Georg Friedrich Händel 1685-1759
Sonate F-dur HWV 370 1730
Adagio – Allegro
Nicola Matteis 1650 – 1709(?)
Aria amorosa, Ground after the scotch humour
Aus: Ayrs for the Violin 4 Bände
Suiten für Violine und Generalbass 1676-1685
Heinrich Ignaz Franz Biber 1644-1704
Sonata V in e-Moll [C. 142]
(Praeludium)-Variatio-Presto-Aria e varatio
*** P A U S E ***
Turlough O’Carolan 1670 – 1738
4 Melodien aus Irland
I. Carolan´s cup
II. Sheebeg and Sheemore
III. All alive
IV. Sackow´s jig
Henry Eccles 1675/85 – 1735/45
Ground (Variationen)
Jiří Sycha 1979
Splašený beran (Scheuer Schafbock)
Anonym
3 original scottish Airs
I. Braes of Ballandine
II. Killicrankie
III. Johnny Cope
Ungarische Tanzweisen aus dem 17. und 18. Jahrhundert
Na zdraví - Auf die Gesundheit
Auch zu Johann Sebastian Bachs Zeiten gab es die Unterscheidung zwischen Musik für den Hof, die Kirche, das Wirtshaus, den Tanz-boden. Im Gegensatz zur Gegenwart waren damals im Wirtshaus noch echte Musiker life im Einsatz – so wie heute hier - , und diese Musiker schufen die uns heute schwer vorstellbare Nähe von dem, was wir Barockmusik nennen und der sogenannten Volksmusik. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen diesen musikalischen Feldern in z.B. Melodie-linien, Harmoniefolgen, Phrasierung und Ornamentierung, in Liedern, Tänzen, Improvisationen. Händel musste auf seinen zahlreichen Reisen in Tavernen übernachten, Bach trank sein Feierabendbier im Wirts-haus, Telemann komponierte dort, liebte die „barbarische Schönheit“ osteuropäischer Volksmusik und verarbeitete ihre Melodien in seinem Werk. Bei aller strengen Trennung von Ständen und Klassen schienen die Menschen in ihrer Gesellschaft doch dichter beieinander zu sein. Wir suchen an diesem Abend voller Genuss im Marcolinihaus die Welt der Tanzmusik, der Gassenhauer, die Musik der Wirtshäuser und Marktplätze in der barocken Musik zu entdecken, und in der Volksmusik verschiedener europäischer Gegenden das barocke Element. In den alten Manuskripten lassen sich immer wieder folkloristisch be-einflusste Kompositionen finden, doch oft ist nur – ähnlich wie heute im Jazz - das Grundgerüst der Musik, ein Harmoniemodell oder eine Melodie, überliefert. Vieles wurde improvisiert. Barock lebt von Gegensätzen. In der Architektur steht das Sein dem Schein, das Licht dem Dunkel gegenüber. Bei barocken Tafeleien findet sich Süßes neben Saurem, Leichtes neben Schwerem. In der Musik fasst die Kontrapunktik Fuß; die Komponisten der gehobenen kirchlichen und weltlichen Musik schaffen Werke von großer Ernsthaftigkeit und Tiefe. Dem gegenüber stehen die bei geselligen Anlässen im Volk und dieses nachahmend - musizierten Weisen. Voller Originalität und manchmal durchaus auch deftig. Ein Kontinuum verschiedener Affekte, eine Rastlosigkeit des Geistes, allgegenwärtig das Memento mori. Die Perspektiven wechseln, das Thema bleibt ein und dasselbe: die unerschöpfliche Inspiration der Musiktraditionen des damaligen Europas. Jiri Sycha, Violine und Filip Dvořák, Cembalo gehören zu den wenigen, die diese Zeiten verbinden können und uns ein Guckloch fürs Ohr eröffnen in diese alte fremde Welt, deren Musik uns bis heute ins Blut geht.
Es musizieren Jiri Sycha - Violine
Filip Dvořák - Cembalo
Jiří Sycha (geboren 1979 in Zlín – Mähren) gehört zur jüngeren Musikergeneration, die sich mit der Alten Musik intensiv beschäftigt. Nach seinem Abschluss am Kirchenkonservatorium in Kroměříž (Hauptfach Violine) studierte er Barockvioline bei Prof. Anton Steck an der Hochschule für Musik in Trossingen. Während des Studiums arbeitete er bereits als Konzertmeister bei verschiedenen Orchesterprojekten mit und spielte unter Leitung solcher Persönlichkeiten wie A.Spering, P.McCreesh, M.Huggett, R.Gini, T.Albert, R.Norrington, Ch.Toet, ua. Er spielt regelmässig Violine und Bratsche mit den tschechischen Ensembles Musica Florea, Musica figuralis, Collegium 1704, Hypocondria ensemble und mit dem deutschen Ensemble Instrumenta musica, das sich auf frühbarocke Musik spezialisiert. Als Kammermusiker hat Jiří Sycha mehrere CDs mit verschiedenen Barockensembles aufgenommen, z.B. für das Label Ramée, Querstand, Supraphon und für den tschechischen und deutschen Rundfunk. Neben seiner Tätigkeit als Geiger dirigiert Jiří Sycha das Symphonieorchester Bolech in der südböhmischen Stadt Tábor und leitet dort auch die Violinklasse an der Musikschule. Seit frühester Jugend komponiert er (Kompositionsstudium bei Doc. Ingrid Silná), vor allem Kammermusik sowie auch Theatermusik. Seit 2018 ist er als Konzertmeister des klassischen Kammerorchesters Wranitzky Kappelle tätig. Solistisch spielt er sehr gerne mit der Cembalobegleitung von Filip Dvořák.
Filip Dvořák lebte in Chotěboř, Brno, Strassbourg und Hořátev. Er war ein Kind, Student, Lehrer, Ehemann und Vater. Heutzutage ist er wieder Student, Lehrer und immer während Vater. Ununterbrochen ist er tätig als Cembalist, Musiker und Cembalobauer. Er wohnt in Praha.
Weitere Details: Filip Dvořák studierte Klavier am Brünner Konservatorium. In der Folgezeit konzentrierte sich sein Interesse auf das Studium des Cembalospiels und der historisch fundierten Interpretation alter Musik an der Hochschule für Musik in der Klasse von Prof. G. L. Mrázková und Generalbass unter der Leitung von Václav Luks. Er besuchte Meisterkurse unter der Leitung von Jacques Ogg, John Toll und Patrick Ayrton sowie Kurse für Alte Musik in Valtice in Mähren und Interpretationskurse „Händel-Projekt“ am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam. Er vertiefte sein Kenntnis in der Interpretation alter Musik durch ein Studium an der Hochschule Felix Mendelssohn Bartooldy in Leipzig. Er ist der Gründer des Barockensembles Hipocondria, mit dem er sowohl in der Tschechischen Republik als auch im Ausland auftritt. Er arbeitet unter anderem mit den Ensembles Musica Florea, Collegium 1704, Ensemble Inégal und Venti Diversi zusammen und ist regelmäßiger Gast der Pardubice Philharmonic, der Orchester von Hradec Králové und von Plzeň. Er tritt mit Mitgliedern der Tschechischen Philharmonie in verschiedenen Kammerprojekten auf. In letzter Zeit hat er eng mit dem Geiger und Komponisten Jiří Sycha zusammengearbeitet. Filip Dvořák erkundet ebenfalls die Verbindungen und Grenzen zwischen klassischer Musik und Jazzmusik. Er ist der Gründer der Jazz-Barock-Band Transitus Irregularis. In der Werkstatt von František Vyhnalek in Hovorčovice beschäftigt er sich intensiv mit dem Bau, der Intonation und dem Stimmen von Cembali.