Programm: 
Text:
Besetzung:

------------------------------------------------------------

Nicht ganz feierlich?
Musik zum Fest der Herren.
                                                             26. September 2019

------------------------------------------------------------

      P r o g r a m m

Johann Friedrich Fasch 1688-1758
Sonata FaWV N:F1 per 2 Oboi e 2 Fagotti
Largo - Allegro - Largo - Allegro

Anonymus
Pavane Lesquercarde
aus: Liber Primus Leviorum Carminum 1571

Anonymus
Gaudete psallentes Regensburg 1559

Jacob Arcadelt  c1507-68
Le triste cueur que avec vous demeure

Anonymus
Le bon espoir que mon cueur A.16.Jhdt

Anonymus
Impossible est que je puisse vivre A.16.Jhdt

Pierre Regnault, genannt Pierre Sandrin; c.1490-c.1561 
Quant j’ay congneu en ma pensée c.1550

Anonymus Qui veult entrer en grace no. 12
aus: Trente et cinq chansons 1528

Pierre d’ Attaingnant 1494 - 1552
Tourdion 1530

Marin Marais 1656-1728
La Marche pour les Matelots
aus: Alcyone 1706

*** P A U S E ***

Henry Purcell 1659-95
Rondeau 
Echo
aus: Fairy Queen 1692

Adrian Willaert c.1490 - 1562
Vecchie letrose
Canzone Villanesche alla Napolitana  (No.5) 1545

Anonymus
All in a garden green
aus: Th e English Dancing Master 1651

Juan Del Encina 1468–c.1529
Triste Espana sin ventura ...    #317
Si abrá en este baldrés    #415
aus: Cancionero de Palacio 1465

Ludwig Senfl ca.1486-1543
Carmen in la / Lamentatio

Giorgio Mainerio c.1535-1582
Putta nera ballo furlano #6
aus: Il primo libro de balli a quattro voci ... Venezia 1578

Tylman Susato c.1500-c.1561
Entre du fol

Toinot Arbeau / Jehan Tabourot 1519-1595
Pavane “Belle qui tient ma vie”
aus: Orchésographie, Langres 1589

Anonymus
Pavana „La cornetta“ c.1530

Heinrich Isaac c.1450–1517
De welte fundt     Basel
Innsbruck ich muss dich lassen         Nürnberg 1539

Jean-Baptiste Lully 1632-1687
Chaconne des Scaramouches
aus: Le bourgeois gentilhomme LWV 43  1670

 

     T e x t

Der vergessene Stern


Durch die unendliche Tiefe des Weltraums wandern zahllose Sterne, leuchtende Gedanken Gottes, selige Instrumente, auf denen der Schöpfer spielt. Sie
alle sind glücklich, denn Gott will die Welt glücklich. Ein einziger ist unter ihnen, der dieses Los nicht teilt: auf ihm entstanden nur Menschen. Wie kam das? Hat Gott diesen Stern vergessen? Oder hat er ihm die höchste Glorie verliehen, indem er ihm freistellte, sich aus eigener Kraft zur Seligkeit emporzuringen? Wir wissen es nicht. Wann beginnt die Renaissance? An einer der berühmtesten Stellen seiner »Rede über die Würde des Menschen« läßt Pico von Mirandola Gott zum Adamssohn sagen: »Ich habe dich mitten in die Welt gesetzt, damit du um so leichter zu erblicken vermögest, was darin ist. Weder zum himmlischen noch zum irdischen, weder zum sterblichen noch zum unsterblichen Wesen habe ich dich geschaff en, so daß du als dein eigener Bildhauer dir selber deine Züge meißeln kannst. Du kannst zum Tier entarten; aber du kannst dich auch aus dem freien Willen deines Geistes zum gottähnlichen Wesen /wiedergebären/.«
Dies ist off enbar der ursprüngliche Sinn der Renaissance: die Wiedergeburt des Menschen zur Gottähnlichkeit. In diesem Gedanken liegt eine ungeheure Hybris, wie sie dem Mittelalter fremd war, aber auch ein ungeheurer geistiger Aufschwung, wie er nur der Neuzeit eigen ist. In dem Augenblick, wo dieser Gedanke am Horizont erscheint, setzt die Renaissance ein. Worin bestand nun dieses »Neue«, das allmählich ins Bewußtsein der europäischen Menschheit rückt? In nichts anderem als in der Heraufk unft eines extremen, exklusiven, allumspannenden /Rationalismus/. Wir könnten auch ebensogut sagen: Sensualismus, denn beides bedeutet im Grunde dasselbe. Der Sensualist glaubt nur an das, was ihm seine Sinne melden; aber wer rät ihm zu diesem Glauben? Sein Verstand. Der Rationalist baut nur auf das, was seinem Verstand einleuchtet; aber wer liefert ihm diesen Untergrund? Seine Sinneseindrücke. Beide sind nur der modifi zierte, ewissermaßen verschieden pointierte Ausdruck desselben Seelenzustandes: des unbedingten Vertrauens des Menschen auf sich und seine natürlichen Hilfsquellen. 

aus: Egon Friedell Kulturgeschichte der Neuzeit. Die Krisis der europäischen Seele von der schwarzen Pest bis zum Weltkrieg. München 1927–31

 

     B e s e t z u n g

Das ist das Gemshorn-Quartett

Elisabeth Kaufhold - Gemshorn/Barockfagott/Flöte
Monika Fischleck - Gemshorn/Barockfagott/Flöte
Frederique Brillouin - Gemshorn/Barockoboe/Flöte
Luise Haugk - Gemshorn/Barockoboe/Flöte