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Wie Bach in Frankreich.
Wir lieben Rameau und seine Opern.
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Programm
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)
Arie "Auch mit gedämpften schwachen Stimmen" aus Kantate "Schwingt freudig euch empor" BWV 36 Leipzig 1731
Adagio e piano und Presto aus Triosonate BWV 1039 Köthen 1720 (?)
Arie "Ich bin vergnügt in meinem Leiden" aus Kantate "Ach Gott, wie manches Herzeleid" BWV 58 Leipzig 1727
JEAN-PHILIPPE RAMEAU (1683 - 1764)
"Cantate pour le jour de la Saint Louis" c. 1740
-- Pause --
JEAN-PHILIPPE RAMEAU
Air "Viens, Hymen" aus opera-ballet "Les Indes Galantes" Paris 1735
“L´Entretien des muses” No.6 aus Suite in D-Dur aus Pièces de Clavecin 1724
Arie mit Rezitativ "Aux langeurs d'Apollon" aus Ballet bouffon "Platée" Paris 1745
DEMACHY (Vorname unbekannt) Le Sieur De Machy (17. Jhdt — gestorben 1692) ]
Prelude aus Suite No.1 in D minor aus Pieces de Viole Paris 1685
MARIN MARAIS (1656-1728)
Caprice aus Suite No.1 in D minor aus Pièces de viole, Livre II Paris 1701
JOHANN SEBASTIAN BACH
Arie "Die Schätzbarkeit der weiten Erden" aus Kantate "Ich bin in mir vergnügt" BWV 204 Leipzig 1726/1727
RAMEAU gilt als der französische BACH,
zumindest in Frankreich. In den jeweiligen Olympen sind sie die Chefs - was Händel in England, Winnetou für die Rothäute, Karl Marx unter Kommunisten, und so weiter und so fort. Soll schlicht nur heißen: Beide schrieben großartige Musik und am Ende des Abends werden sie Rameau so lieben wie Bach, so wie wir.
Lebensumstände wie Arbeitsumfeld von Bach und Rameau hätte unterschiedlicher kaum sein können, zumindest wenn wir den Leipziger Bach nehmen. Hier der strenge und fromme Lutheraner Bach im Auftrag der Stadt für die Kirche komponierend, dort der weltgewandte lebensfrohe Rameau, der als Hofkomponist seine Werke für die höfische Gesellschaft in Versailles schrieb. Der eine im Dienst Gottes um Seelenrettung bemüht, der andere den weltlichen Vergnügungen huldigend, mit Opern voll sexueller Anspielungen und sinnenfroher Gelage. Doch gibt es mehr Schnittstellen als man denkt.
Beide kommen aus der Kirchenmusik, Rameau besuchte eine Jesuitenschule und war vor der Karriere in Versailles wie Bach als Kantor tätig. Wenn auch der Kontrast, die Differenz im Textlichen riesig ist, die musikalischen Ausdrucksmittel und die sinnliche Ansprache sind ähnlich, ob nun von Liebe zu Jesus oder zu einer Baumnymphe die Rede ist. Strengen Pietisten war Bachs Musik auch zu “fleischlich”, “luxuriös” , sie würde zu “teuflischer Versuchung” führen und sie lehnten sie deshalb ab. Wenn Bach auch keine Opern geschrieben hat, so ereiferte sich das Leipziger Bürgertum nach der Aufführung der Johannespassion, von der es hieß: das ist ja eine richtige Oper, die man uns in die Kirche reinbringt, hier werden Gefühle angesprochen, die geistiger Musik überhaupt nicht anstehen. Beide teilten eine Vorliebe für Tasteninstrumente, beschäftigten sich mit Musiktheorie. Ihnen gemeinsam ist jener Zug, eisern an traditionellen Formen festzuhalten, jedoch innerhalb dieser Grenzen das Gebiet der Möglichkeiten mit Akribie und Neugier zu durchforschen. Ähnlich wie bei Bach gerät man auch bei Rameau ins Staunen, wie er den immer selben Formen immer wieder originelle Seiten und Aspekte abgewinnt. Damit zusammen hängt auch ein emanzipatorischer Ehrgeiz der Musik, die sich nicht mehr vornehm zurückhalten will, sondern die neu gewonnenen Möglichkeit nutzen und ausstellen möchte. Was beiden von Kritikern am öftesten vorgehalten wurde, war, dass das instrumentale zu überladen ist, sich zu sehr in den Vordergrund drängt. Wenn Johann Sebastian Bach schreibt: “Endlich soll auch die Endursache aller Musik und also auch des Generalbasses seyn nichts anderes als nur Gottes Ehre und Recreation des Gemüths; wo dies nicht in Acht genommen ist, das ist keine recht eigentliche Musik.”) , so würde sicher auch Rameau dies unterschreiben.
"Anima barocca"
Clara Barbier Serrano - Sopran
Saskia Klapper - Violine
Benjamin Dressler - Gambe
Christiane Bräutigam - Cembalo