... Der Geist des eigentlichen Liedes, in so fern es von der Ode verschieden ist, scheinet überhaupt darin zu bestehen, daß der besungene Gegenstand durchaus derselbige bleibet, damit das Gemüth dieselbe Empfindung lange genug behalte, um völlig davon durchdrungen zu werden, und damit der Gegenstand der Empfindung von mehreren, aber immer dasselbe würkenden Seiten, betrachtet werden. ...
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774
... Beim Liede macht sich das Musikalische vorzugsweise geltend, weil jenes seiner angegebenen Natur nach auf musikalischen, wiederkehrenden Rhythmen beruht, wo, durch die zwar sein nüancirten, im Ganzen aber untereinander nahe verwandten Gedankenwendungen sich ausdrücken. Darum tritt es auch da, wo es noch natürlicher Ausfluß des Gefühls, also wirkliche Naturpoesie ist, in Verbindung mit Musik auf, und behält auch später seine abschnittlich wiederkehrende Melodie, die strophische Gliederung, den Refrain und den Chor. ...
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838
Wenn ein Konzert ausschließlich aus Kunstliedern besteht, spricht man von einem Liederabend. Ein solcher findet heute unserer Reihe > La Serata Camillo < statt. Mit Liedern aus romantischer Zeit. Deutschland um 1800 ist totaler Umbruch, oder der Beginn des Umbruchs in Permanenz, bis heute, wobei nicht jedes neue iPhone schon ein Umbruch darstellt. Der gebildete aufgeklärte selbstständige Mensch, bis heute noch nicht wirklich etabliert, wird Romantiker, wahnsinnig, geht zum Militär, oder ins Wasser, oder alles zusammen. Empfindsamkeit, Aufklärung, Klassik, Revolution, Restauration beschreiben nur unzureichend die aufgewühlte See dieser Zeit. Natur und Gefühl werden stilisiert und zu Haltepunkten und Rückzugsgebieten. Im Lied, Poesie und Musik, lassen sich Ausdruck und Zuflucht finden, und ein lukrativer Markt beim bildungsfröhlichen Bürgertum. Carl Maria von Weber, Robert Schumann und Franz Schubert, miteinander und mit Dresden auf unterschiedlichste Arte verbunden, schrieben Lieder, die verdeutlichen, Romantik ist kein abgeschlossenes Kapitel, und jenseits von candle-light-dinner bei Sonnenuntergang bleibt die Frage: “Was ist nun der wahre Sinn des Lebens: die reife Skepsis, das ewige Streben oder das Butterbrot? Der Dichter antwortet: ‘Wir sind Menschen. Wir müssen zweifeln. Wir müssen streben. Wir müssen Bier trinken.’”
aus: Egon Friedell: Kulturgschichte des Altertums und der Neuzeit
P r o g r a m m
Carl-Maria von Weber (1786-1826)
Die Zeit (Joseph Ludwig Stoll 1778-1815)
op.13 No.5 J.97 Gesänge (Heft 1) 1810
Laß mich schlummern, Herzlein, schweige (August von Kotzebue 1761-1819)
op.25 No.3, J.112 1811
Mein Verlangen (Friedrich Förster 1791–1868)
op.47 No.5 J.196 aus: Sechs Lieder op.47 1814-16
Was zieht zu deinem Zauberkreise (Karl Müchler 1763-1857)
op.15 Nr.4 J.68 Gesänge (Heft 2) 1809
Robert Schumann (1810-56)
Der Nussbaum (Julius Mosen 1803-67 )
No.3 aus Liederkreis Myrthen op. 25 1840 Widmung an „seine(r) geliebte(n) Braut“
Verratene Liebe (Adelbert von Chamisso 1781-1839)
No.5 aus 5 Lieder, op.40 1840
Was will die einsame Träne (Heinrich Heine 1797-1856)
No.21 aus Liederkreis Myrthen op. 25 1840
Widmung (Friedrich Rückert 1788-1866)
No.1 aus Liederkreis Myrthen op. 25 1840
Pause
Robert Schumann
Aus dem Liederkreis: Dichterliebe (Heinrich Heine) Opus 48 1840
Wenn ich in deine Augen seh No.4
Ich grolle nicht No.7
Hör ich das Liedchen klingen No.10
Ich hab im Traum geweinet No.13
Franz Schubert (1797-1828)
Aus dem Zyklus: Die schöne Müllerin (Wilhelm Müller 1794-1827) op. 25, D. 795 1823
Das Wandern No.1
Ungeduld No.7
Trost in Tränen (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)
D.120 1814, Veröffentlichung 1835
Du bist die Ruh (Friedrich Rückert)
D.776; op.59, No.3 1823
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An die Musik (Friedrich Schober 1796-1882)
D.547 op.88 No.4 1817
Albrecht Sack - Tenor
Elke Jahn - Guitarre
Albrecht Sack erhielt bereits im Vorschulalter Klavier- und Gesangsunterricht. Entscheidend für seine musikalische Entwicklung war die Zeit als Mitglied des Leipziger Thomanerchores.
Nach seiner Zeit im Thomanerchor an der Thomasschule studierte er Gesang und Gesangspädagogik von 1987 bis 1992 an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Er nahm an zahlreichen Meisterkursen bei namhaften Sängern wie z.B. Peter Schreier teil. Die Schwerpunkte seiner umfangreichen Konzerttätigkeit liegen auf den Gebieten Oratorium und Lied. Albrecht Sack ist Mitglied im MDR Rundfunkchor Leipzig.
Elke Jahn besuchte die Spezialschule für Musik in Weimar und studierte dann bei Prof. Christiane Spannhof und im Aufbaustudium bei Prof. Thomas Müller-Pering an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar. Dazwischen lebte sie ein Jahr in Sevilla, wo sie sich intensiv mit spanischer Gitarrenmusik beschäftigte. Sie erhielt ein zweijähriges Graduiertenförderstipendium des Freistaats Thüringen und war Stipendiatin der Yehudi Menuhin-Stiftung "LIVE MUSIC NOW".
Seit Abschluss ihres Studiums lebt sie in Dresden und ist hier freischaffend tätig. Neben ihren Lehraufträgen am Heinrich-Schütz-Konservatorium und am Dresdner Kreuzchor konzertiert sie als Liedbegleiterin, im Gitarrenduo und in verschiedensten Kammermusikbesetzungen. weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit bilden eigene Projekte mit Schauspielern und Tänzern.