Der Florentiner Francesco Maria Veracini (1690-1768) galt als bester Geiger Europas seiner Zeit. Sein Leben war vom Reisen geprägt; als gebürtiger Florentiner führte ihn seine Starkarriere nach Venedig, Dresden, London und Düsseldorf. Überall wurde der reisende Virtuose bewundert, aber auch beneidet und gehasst. Ein ominöser Fenstersturz in Dresden mit ungeklärter Ursache (nach Eigendarstellung einem Mordversuch seiner Kollegen entfliehend, nach anderen Quellen aus Verwirrtheit) beschert ihm ein lebenslanges Humpeln. Als erfolgreicher Opernkomponist und gefeierter Geiger in London war er für Georg Fridrich Händel eine starke Konkurrenz. “Capo pazzo” - Wirrkopf - war Veracinis Spitzname. “Die Merkwürdigkeiten seiner Spielweise”, so hielt Burney - Musikelehrter und Reisejournalist - in seinem Reisetagebuch fest, “waren die Hand, mit der er den Bogen führte, sein Vibrato, seine klugen Verzierungen und sein Ton - er war so klar und laut, dass man ihn auch aus einer großen Gruppe von Musikern deutlich heraushörte; sei es in der Kirche oder im Th eater”. Bei der Rückreise aus London erleidet Veracini Schiffb ruch und verliert zwei seiner berühmten Stainer-Violinen, dazu auch viele seiner Kompositionen. Erhalten haben sich 4 Sammlungen mit jeweils 12 Violinsonaten, die im heutigen Konzertbetrieb, trotz ihrer phantasievollen Intelligenz, herrlicher Melodien und überwältigender Brillanz viel zu selten gespielt werden. Im Konzert mit La Porta Musicale erklingen Sonaten aus Op.1 von 1721 und Op.2, den Sonaten Accademiche, die 1744 sowohl in London als auch in Florenz gedruckt wurden und die Virtuosität dieses faszinierenden Exzentriker erleben lassen.
Gabriele Steinfeld und Anke Dennert sind langjährige Spezialistinnen ihrer historischen Instrumente und erfahrene Kammermusikerinnen der Alten Musik. Nach begeistert aufgenommenen Konzerten als Duo gründeten sie 2012 LA PORTA MUSICALE. Seither gestalten die beiden Hamburgerinnen Konzerte, die sich einerseits den Stars des 17. und 18. Jahrhunderts, aber vor allem selten zu hörenden Werken und ihren vergessenen Komponisten widmen. In ihrer mitreißenden Art lassen sie eine vergangene Musikkultur lebendig werden und begeistern für die Schönheiten und Besonderheiten dieser liebenswerten Musik.
P r o g r a m m
Francesco Maria Veracini 1690-1768
Violinsonaten aus Op I (1721) und Op II (1744)
Sonata d-moll Op.II, No.7
Entrata (Tempo aggiustato) - Allemanda (Allegro ma non presto) -
Largo e cantabile - Giga (Allegro)
Sonata B-Dur Op.I, No.8
Largo - Allegro - Allegro - Grave - Allegro
Sonata e-moll Op.II, No.8
Allegro - Ritornello (Largo e staccato - Cantabile) - Giga (Allegro)
P a u s e
Sonata g-moll Op.II, No.5
Adagio Assai (Con grandissima Gravitá) - Capriccio con due Soggetti (Allegro Assai) - Allegro Assai - Giga (Allegro)
Sonata d-moll Op.II, No.12
Passagallo (Largo assai, e come sta, ma con grazia) - Andante - Capriccio Cromatico (Allegro, ma non presto) - Adagio - Ciaccona (Allegro, ma non presto)
La Porta Musicale:
Gabriele Steinfeld – Barockvioline
Anke Dennert – Cembalo